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Angesichts einer schwierigen internationalen Situation hat ein Politiker gesagt: „Jetzt hilft nur noch beten.“ Diese Bemerkung ist bedenkenswert. Steckt in ihr doch beides: eine tiefe Wahrheit im Blick auf die Kraft des Gebets einerseits, aber auch eine große Gefahr andererseits.

Die Gefahr nämlich zu denken, das Gebet sei so etwas wie eine letzte Möglichkeit, wenn wir mit unseren eigenen Mitteln, mit unserer Weisheit am Ende sind: Das Gebet als Notbremse für Krisenfälle. Natürlich dürfen und sollen wir in Notlagen Gebrauch machen vom Gebet, von jener Sprechverbindung zu Gott, die uns jederzeit zur Verfügung steht.
Das alte Sprichwort „Not lehrt beten“ beruht sicher auf entsprechenden Erfahrungen. Es gibt allerdings auch die entgegengesetzte Beobachtung, dass Not fluchen lehrt. Umso mehr sollten wir darauf achten, dass schwere Zeiten in unserem Leben uns nicht von Gott abdrängen – so, dass am Ende dann nur noch Anklage und Fluch übrigbleiben. Der Satz „Jetzt hilft nur noch beten“ darf nicht auf extreme Fälle beschränkt bleiben. Ich möchte ihn auf unser ganzes Leben ausdehnen und sagen, dass wir durch das Gebet zu jedem Zeitpunkt mit Gott verbunden sind. Beten kann so geschehen, dass wir in freier Anrede zu Gott sprechen; wie wir es etwa einem Menschen gegenüber tun, zu dem wir Vertrauen haben und den wir um etwas bitten oder dem wir danken. Beten kann aber auch in bereits formulierter Sprache geschehen. Wir machen uns dann die Worte anderer buchstäblich zu eigen.
Das große Beispiel hierfür ist das Vater-Unser- Gebet, das Jesus seine Jünger lehrte und das seine Bedeutung behalten hat bis auf den heutigen Tag. Jesus knüpft das Beten an eine Bedingung. Er sagt: „Wenn ihr betet, so vergebet, wenn ihr etwas gegen jemand habt.“ Wenn wir zu Gott beten, sollen wir also zuvor denjenigen vergeben, mit denen wir im Unfrieden leben. Dabei ist die erste Frage nicht, von wem die Störung ursprünglich ausgegangen ist, sondern dass sie existiert und dass sie unsere Beziehung zum anderen blockiert. Vergeben! Für viele Menschen ist dies eine harte Forderung. Und es ist ja wahrhaftig nicht immer leicht, denjenigen Menschen zu vergeben, die uns etwas angetan haben oder die uns noch immer das Leben schwer machen. Aber auch dies ist nicht neu. Petrus kommet einmal zu Jesus und fragt: „Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist’s genug siebenmal?“ In der Sicht des Petrus war dies gewiss ein großzügiges Angebot. Jesus aber antwortet: „Nicht siebenmal, sondern siebzig mal siebenmal.“ Da kann einem schon die Luft wegbleiben „siebzig mal siebenmal“.
Das meint doch: Es gibt überhaupt keine Grenze für unsere Bereitschaft zu vergeben. Weil wir selbst nur von Vergebung Gottes leben können, darum erwartet Gott, dass auch wir uneingeschränkt unseren Mitmenschen vergeben. Ich weiß wohl, dass dies eine schwere Kost ist. Doch mit weniger als dieser Bedingung will es Jesus nicht tun. Der Unfriede zwischen Menschen bildet für ihn eine definitive Sperre im Blick auf das Gebet. Hier drängt sich dann auch die Frage auf: Ist unser Beten oft deshalb so fruchtlos, weil wir mit andere Menschen im Unfrieden leben? Dieses Wort will für uns eine Ermutigung sein zum Vergeben und zum Beten. Beides gehört zusammen. Lassen Sie uns noch stärker als bisher einüben: vergeben und beten. Wir brauchen ein Leben lang dazu.

Johannes Hanselmann
Aus „Lichtsignale“ – Ermutigungen für den Tag, Kiefel-Verlag, Januar 1982.

 

 

 

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