Kennen Sie die Black Föss? Eine Karneval - Band aus Köln. Mit ihren Liedern stellt sich am besten heraus, was Karneval eigentlich ist und bedeutet.
Die fünfte Jahreszeit hat gewiss etwas mit dem Christentum zu tun. In meiner Jugend sagte man immer „Karneval sei katholisch“ stimmt das ?

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Das kann man so nicht sagen. Die frühesten Zeugnisse sind aus vorreformatorischer Zeit. Sicher ist, dass die "tollen Tage" im Spätmittelalter  der offiziellen Kirche ein Dorn im Auge waren. Sie sah in den sexuellen Ausschweifungen, der Völlerei, den Wettkämpfen und Spielen, den Besäufnissen und derben Schauspielen  geradezu eine "civitas diaboli", eine Gegenwelt zum Paradies, eine Hingabe an die Welt, nicht zu Gott. Deshalb verdammte sie die Faschingszeit als widergöttlich.

Ohne die Fastenzeit gäbe es demnach auch keine Fastnacht. Die Fastenzeit geht dem Osterfest voran, welches seit dem Konzil von Nizäa 325 auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgesetzt wurde und somit zeitlich zwischen dem 21. März und 18. April beginnen kann. Für die Kirche spielte seit der Antike die Zwei-Staaten-Lehre des heiligen Augustinus eine wichtige Rolle. Bei dieser steht die „civitas diaboli“, die Herrschaft des Teufels, der „civitas die“, dem Reich Gottes gegenüber. In diesen Dualismus wurden nun auch die Fastnacht und die Fastenzeit eingebettet. Während die Fastnacht für den Teufelsstaat stand, bedeutete die Fastenzeit die Orientierung an einem Glaubensleben nach Gottes Geboten. Mit dem Aschermittwoch musste daher die Fastnacht enden, um das unausweichliche Hinwenden zu Gott zu verdeutlichen. Fastnacht bedeutete für die Menschen im Mittelalter also den gemeinsamen Verzehr von Speisen, die zur Fastenzeit verboten waren. Die Fastnacht diente daher der kirchlichen Didaktik, um dann in der Fastenzeit eine bewusste Umkehr zu vollziehen. Das gemeinsame Essen wurde bald von Musik, Tanz, Schauspiel und ähnlichem begleitet, wobei die Kirche diese Ausschweifungen nun nicht mehr befürwortete.

Es ist richtig, dass die Reformatoren eine größere Distanz zum Fasching zeigten als die katholische Kirche. Während diese versuchte, das "Böse" und Närrische ins Kirchenjahr zu integrieren – wahrscheinlich ursprünglich mit dem Hintergedanken, man müsse den Feind kennen, den man bekämpft - und in den Faschingstagen eine Möglichkeit sah, dem Volk die anschließende Fastenzeit erträglicher zu machen, verboten die Reformatoren die Ausschweifungen des Karnevals und seine derben Scherze ganz.

Die Wurzel des Faschingsfestes liegt jedoch im Christentum. Schon die  Namen "Fast-Nacht", sowie "Carne-Vale" zeugen von dem engen Zusammenhang mit der vierzigtägigen Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt.

Verstanden die Reformatoren keinen Humor ?

Davon kann nicht die Rede sein. Martin Luther sah das Lachen als ein Zeichen göttlicher Gnade und als Gegenmittel gegen den Teufel an: "Verlacht den Feind und sucht Euch jemand, mit dem Ihr plaudern könnt... oder trinkt mehr, oder scherzt, treibt Kurzweil oder sonst etwas Heiteres. Man muss bisweilen mehr trinken, spielen, Kurzweil treiben und dabei sogar irgendeine Sünde riskieren, um dem Teufel Abscheu und Verachtung zu zeigen, damit wir ihm ja keine Gelegenheit geben, uns aus Kleinigkeiten eine Gewissenssache zu machen…" Luthers Tischreden sind voll von derben Scherzen und Humor. Auch gutem Essen und Trinken gegenüber war Luther nicht abgeneigt. Darin befand er sich in bester Gesellschaft: Schon Jesus Christus wurde als "Fresser und Weinsäufer" beschimpft. Wenn Martin Luther den Fasching verbot, dann einerseits, weil die derben Späße im Mittelalter bisweilen sehr ausarteten und er befürchtete, die Menschen könnten auf Dauer der Zügellosigkeit verfallen. Andererseits, weil er einem Fasten, das sich himmlische Belohnung versprach, kritisch gegenüberstand. An einer Fastenpraxis, die nicht als Verdienst vor Gott verstanden wurde, hielt Luther jedoch fest.

Das Loslassen lernen

Das Leben einfach mal leicht nehmen. Gerade wir sind ja im Verdacht so verbohrt und verbissen an der eigenen Zukunft zu arbeiten. Das kann man im Karneval vergessen. Du bist einfach dabei und gleich. Das wäre etwas, was man eigentlich nicht zu selten betonen sollte, wo die Unterschiede regieren und die Schere regiert.Karneval bedeutet Freude haben, ausgelassen sein, Humor zeigen, alles das sind grundsätzlich christliche Geschichten. Sich’s gut gehen lassen, wie es Theresa von Avila sagte: „Wenn Rephuhn, dann Rephuhn. Wenn Fasten dann Fasten.“ Und genauso ist der Fasching. Grundsätzlich darf ich mich erst mal freuen an dem, was mir zur Verfügung steht, um dann umgekehrt Verantwortung zu übernehmen, dort wo meine Hilfe gefragt wird. Aber das schließt das erste ja nicht aus. Zu spüren, wie gut‘s einem geht, um dann in der Fastenzeit das Korrektiv zu setzen und zu sagen: „Aber darum darf es dir in deinem Leben eigentlich nicht gehen, Sinn und Ziel deines Lebens ist ein anderer!


Karneval stellt daher sowohl für das Kirchenjahr, als auch für den Lebenszyklus vieler Menschen eine wichtige Zeit dar. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass das urchristliche Fest, vielen die Chance bietet, aus dem alltäglichen Leben auszubrechen und Ziele, Aufgaben, Sorgen, oder den üblichen Trott für einen Moment lang zu vergessen. Das gesellige Beisammensein in der Gemeinschaft stellt hier sicherlich einen der wichtigsten Aspekte dar. Es wäre dennoch schön, wenn der christliche Gedanke wieder mehr in den Vordergrund rücken würde, denn Karneval hat mit vielen Menschen zu tun, Christ sein auch!

 

Jehan-Claude Hutchen,
Pfarrer in Neudorf/Strasbourg

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